Mittagspause

 

von Michael Weisfeld

„Schön hast du dich heute wieder angezogen,“ sagt er auf dem Steg zu ihr. 

 „So zart das Grau. Und dieses pralle  Grün und das Orange, 

die blitzen unterwärts daraus hervor! Und das an einem solchen Tag,

der deinen Teint so unergründlich blass erscheinen lässt. 

Irene!“

Doch sie schaut unergründlich stumm an ihm vorbei auf diesen Ententeich,

als hätt er nichts gesagt. 

„Allein die Farben“, seufzt er innerlich, „die lassen mich erahnen welche Freuden möglich wären. Unter ihrem Rock.“ Er stellt sich Röhren vor, mit Grün ummantelt, doch von innen rosa und orange schimmernd. Und muss nun heftig schlucken. Nie würde er dort Zugang haben, nie! Und muss gleich wieder schlucken. 

Sie lässt den Ententeich nicht aus dem Blick und sagt: 

 „Du bist so still.“  „Stimmt,“ denkt er, „seit dem Kantinenessen nicht auch nur ein Wort. 

Allein laut dröhnende Gedanken.“ Jetzt aber sagt er forsch: 

„Welch schöner Blick – mit diesen bunten Erpeln dort. Nicht wahr?“